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Der letzte Sommer

Zwischen alten Wänden mit neuen Menschen, nach abenteuerlichen Tagen in der Fremde und vielen neuen Zeilen in meinem Buch. Wieder hier, wieder da, noch einmal für dieses allerletzte Jahr.

Und dann sind wir alle wieder hier, zurück in der Scherbenstadt und das alte Leben hat uns schneller wieder eingeholt, als wir das erste Mal in der Bib waren. Ein viel zu knappes, letztes Sommersemester ist bereits in vollem Gange und droht mit dem offiziellen Ende der Regelstudienzeit. Zweieinhalb Jahre in dieser Stadt, deren Image aus kaum mehr als Wutbürgern und Randale besteht. Vermutlich bin ich die einzige Person auf dieser Welt, die sich nach einem halben Jahr Paris ehrlich darauf freut in die Scherbenstadt zurückzukehren. Warum auch nicht?

Unter freiem Himmel, mit offenen Grenzen, nachts ist der Weg kaum zu sehen, doch wir werden ihn schon finden. Hier am Anfang vom Ende, nach all dieser Zeit. Mit mir und mit euch, noch ein Mal unsere Zeit.

Lass uns immer drei Stunden in der Mensa versacken und essen und quatschen und quatschen und quatschen, denn bald, allzu bald sind wir alle nicht mehr hier. Lass uns im Schatten der Bäume Frühstück-Picknicken, mit Pancakes und Obst und lass uns sogar planen wann wir in den Edeka gehen, um gemeinsam einzukaufen. Ja, so ein kuschelig-süßer Haufen Menschen sind wir, wir gehen sogar gemeinsam unseren Wocheneinkauf machen, wenn uns bewusst wird, dass wir bald alle nicht mehr hier sind. Und dann sitzen wir auf der Bordsteinkante vor dem Edeka, die Einkaufsbeutel neben uns und reden über Gott und die Welt und die beiden niedlichen Zwillinge, die auf dem, inzwischen leeren Edeka Parkplatz Cityroller fahren lernen. Die Sonne ist inzwischen untergegangen und es wird kühler. Ich ziehe meine Jacke zu, aber ich sage nichts, ich gehe nicht, weil der Moment viel zu schön ist.

In der tanzenden Menge, tief in der Nacht, mit Musik in den Adern, die uns lebendig macht. All die fremden Gesichter und dein neues Kleid.

Ist es nicht irgendwie komisch, dass so viele neue Menschen hier sind? So viele Gesichter, die in unserer Geschichte nicht existieren, so viele Lebenslinien, die unsere niemals berühren wird, denn unsere Zeit hier neigt sich dem Ende. Das ist der letzte Sommer. Jetzt. Und ich denke an den ersten Herbst, an die tapsigen ersten Schritte, die ich auf diesen Wegen zurücklegte. All die Steine, die ich aus dem Weg geräumt habe und die Zeit, als ihr noch nicht da wart und mich begleitet habt. So vieles hat sich verändert, du und ich und ihr und diese Stadt und der Weg. Alles.

Und dann gestern die Party und das Foto auf das wir zwanzig Minuten warten mussten, um alle wichtigen Menschen an einen Fleck zu bekommen, das Foto und die zwanzig Minuten, in denen die Verewigung von zweieinhalb Jahren steckt. Oder zumindest der Versuch dessen. Die spannenden Geschichten der letzten Tage, die Anfänge, die aus der Leichtsinnigkeit des drohenden Endes entstehen; eine riskante Schwärmerei, die Grenzen zwischen Fangirling und konstruktiv-inhaltlicher Kritik verschwimmen lässt. Eine heimliche Schwärmerei, die immer weniger heimlich wird und ein verhängnisvoller Wochenend-Wander-Plan. Alles was wir teilen. All die Geschichten der neuen Zukunft der Scherbenstadt. Noch ist es nicht vorbei.

Sprich ihn aus, deinen Wunsch, nimm ihn mit, deinen Mut und vergiss niemals ganz, dass ein Teil von all dem hier für immer in uns allen ruht.

Also lasst ihn uns leben, unseren letzten Sommer. Jetzt und mit vollem Herzen und vor allem gemeinsam. Lasst uns all die Anfänge der Leichtsinnigkeit zelebrieren, denn so furchtlos wie jetzt, werden wir hier nie wieder sein.

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